Moden.
Gomringer, Nora: Moden. Dresden und Leipzig, Verlag Voland & Quist. Mit Illustrationen von Reimar Limmer. 64 Seiten, zahlreiche farb. Abb., 1 CD.
ISBN: 978-3-86391-169-0
Nora Gomringer – Jahrgang 1980 – gehört zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Lyrikerinnen und ist mit etlichen Literaturpreisen ausgezeichnet worden. „Moden“ ist ihr achter Lyrikband und zugleich die Vollendung einer „Trilogie der Oberflächen und Unsichtbarkeiten". In den 25 Gedichten des schmalen Bändchens geht es um das, was uns kleidet und was dahinter steckt und um Sehnsüchte und Abgründe.
Die Gedichte Nora Gomringers sind wegen ihrer Fülle an intertextuellen Bezügen – explizit markiert oder implizit und versteckt – äußerst voraussetzungsvoll. Die verschiedenen Bedeutungsebenen sind manchmal nur durch die Kenntnis der Populärkultur zu entschlüsseln, nicht allein durch bildungsbürgerliches Wissen. Die spezifische Vielschichtigkeit und Vielstimmigkeit dieser Lyrik kann für die Rezipienten Reiz und Ansporn sein oder eine Hürde bilden, deren Überwindung Anstrengung kostet oder die gar unmöglich ist, weil die popkulturellen Referenzen nicht in jedem Fall enträtselt werden können. Doch allein schon die kunstvolle Komposition der Gedichte und ihre reiche Bildlichkeit machen sie zu etwas Besonderem.
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Text: © Rose Wagner
Rose Wagner für netzwerk mode textil e. V. (online: 02.11.2017)
Anna webt Reformation. Ein Bildteppich und seine Geschichten.
Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, hrsg. von Dagmar Neuland-Kitzerow, Christine Binroth und Salwa Joram. Schriftenreihe Museum Europäischer Kulturen, Bd. 20, Husum 2017. 126 S., zahlreiche, meist farb. Abb. ISBN 978-3-86530-230-4.
Der Titel ist klug gewählt und macht neugierig: Wer ist Anna? Wie webt man Reformation? Im Zentrum der Ausstellung und des Begleitkatalogs steht ein faszinierender, höchst facettenreicher Bildteppich von 1667. Auf einer Länge von 3,50 m und einer Höhe von 0,55 m sind zahlreiche biblischen Szenen auf hohem künstlerisch-handwerklichen Niveau dargestellt. In neun Textbeiträgen erfahren wir hochinteressante Details über das Werk, das sich seit 1971 im Besitz des Museums für deutsche Volkskunde, dem heutigen Museum Europäischer Kulturen (MEK), befindet.
Im ersten Beitrag wird der Originaltext von Justus Kutschmann von 1988, auf dem alle weiteren Forschungen basieren, in neu aufbereitete Form präsentiert. Informiert wird über Erwerb, Restaurierung, Herkunft, ebenso werden – sehr präzise – die gewebten Bilder aus dem Leben Christi beschrieben. Das fünfteilige Objekt wurde vermutlich anlässlich des 150-jährigen Reformationsjubiläums anfertigt und trägt die Signatur Anna Bumps aus Kleve. Auf die Inhalte bezogene Bildzitate aus Luthers Bibelausgabe von 1545 umrahmen die Bildfelder. Weiterlesen... Download
Text: © Gundula Wolter
Gundula Wolter für netzwerk mode textil e.V. (online: 19.08.2017)
Footwear – Shoes and Boots from the Hopkins Collection.
Hopkins, Vanessa (Text) / Hopkins, Alan (Fotografie): Footwear – Shoes and Boots from the Hopkins Collection. Herausgegeben von Jenny Tiramani.
London: The School of Historical Dress 2015, 216 S., zahlreiche meist farbige Abbildungen. ISBN 978-0-9931744-07
Im Jahr 2009 wurde in London The School of Historical Dress gegründet, eine Institution, die sich der Erforschung historischer Kleidung vor allem auf Grundlage von erhaltenen Artefakten und Dokumen-ten widmet. Wichtige Basis dafür bilden das im Besitz der Schule befindliche Janet Arnold Archive aus dem Nachlass der namhaften englischen Kleidungshistorikerin sowie die affilierte Hopkins Collection mit ihrem reichen Sammlungsbestand an historischer Kleidung und Accessoires. Als Schirmherrin der Schule fungiert Vivienne Westwood, die der hier vorliegenden Publikation ein kurzes Vorwort gewidmet hat.
In diesem reich bebilderten Band präsentieren Vanessa und Alan Hopkins einen bedeutenden Teilbestand ihrer großen Kostümsammlung erstmals einer breiteren Öffentlichkeit. Dabei handelt es sich um rund zweihundert (Paar) Schuhe, daneben diverses Zubehör wie Gamaschen, Schuhspanner, Schuhlöffel, Stiefelknöpfer, Schmuckabsätze aus den 1920er Jahren und weiteres Bric-à-brac mit Bezug zum Thema. Weiterlesen... Download
Text: © Birgit Haase
Birgit Haase für netzwerk mode textil e.V. (online seit 19.08.2017)
Costume & Fashion
Du Mortier, Bianca M. (u. a.): Costume & Fashion.
Amsterdam, Rijksmuseum, 2016. 523 Seiten, durchgehend farb, Abb.,
ISBN: 978-94-62083-39-4
Welch ein Genuss, diese gelungene Publikation aus dem Rijksmuseum in Amsterdam in den Händen zu halten! Das Buch, reich illustriert und durchgängig mit englischem Text, bietet auf über 320 Seiten einen breiten Überblick zu dieser exquisiten Kleidungs- und Modesammlung. 80 ausgewählte Objekte männlicher und weiblicher Oberkleidung vom 17. Jahrhundert bis in die 1960er-Jahre werden von der Sammlungsleiterin Bianca M. du Mortier und ihrem Team als komplexe Kleidergeschichten vorgestellt.
Die kenntnisreiche, zugleich knapp gehaltene Einleitung führt in die Entstehung der Kostümsammlung des Rijksmuseums ein. Bereits in den 1850er-Jahren fanden in den Niederlanden einige von Vereinen organisierte „Altertums-Ausstellungen“ statt, in denen auch Kleidung und Accessoires zumeist aus niederländischem Privatbesitz gezeigt wurden. Ab 1875 wurde dann im neu gegründeten Nederlandsch Museum voor Geschiedenis en Kunst in Den Haag, das 1885 im Amsterdamer Rijksmuseum aufging, systematisch historische Kleidung und Tracht gesammelt. Du Mortier stellt die wechselnden Auffassungen zur Kleidungspräsentation im Museum vor und bezieht ihre eigene kuratorische Arbeit insbesondere auf die Leistungen von Johanna Henriette (Jo) der Kinderen née Bésuier, die in den 1920er-Jahren die Grundlagen für eine historisch verlässliche Kleidungspräsentation mit passgenauen Figurinen schuf. Weiterlesen... Download
Text: © Adelheid Rasche
Adelheid Rasche für netzwerk mode textil e.V. (online: 01.04.2017)
Tracht im Blick. Die Oberpfalz packt aus
Appl, Tobias/Wax, Johann (Hrsg.): Tracht im Blick. Die Oberpfalz packt aus. Verlag Friedrich Pustet, 2016, Regensburg (Beiträge zur Geschichte und Kultur der Oberpfalz. Hrsg. v. d. Kultur- und Heimatpflege des Bezirks Oberpfalz, Bd. 1). 288 S., zahlreiche S/W- und Farbabb., ISBN: 978-3-7917-2794-3
Tracht ist im Zeichen der erstarkenden Nationalismen wieder in Mode. Entsprechend mehren sich in den vergangenen Jahren das Interesse und die Publikationen zu diesem Thema. Die Diskussion um Tracht in ihrer historischen Dimension greift auch der Sammelband Tracht im Blick am Beispiel der Oberpfalz auf, der als Gemeinschaftspublikation zu einem groß angelegten Ausstellungsprojekt von neun oberpfälzer Museen erschien, begleitet von der Kultur- und Heimatpflege des Bezirks Oberpfalz sowie dem Kulturreferat der Stadt Cham. Sowohl die Ausstellungen als auch die verschiedenen Aufsatzthemen der Publikation stellen eine facettenreiche Sammlung verschiedenster Aspekte zum Thema ‚Tracht‘, Trachtenforschung und Brauchtum am Beispiel oberpfälzer Quellen vom 19. Jahrhundert bis heute dar. Es ist ein teils heterogenes, insgesamt aber umfassendes und im Ganzen gelungenes Projekt, das einen wichtigen Beitrag zu einem heute wieder aktuellen Thema leistet. Weiterlesen... Download
Text: © Uta-Christiane Bergemann
Uta-Christiane Bergemann für netzwerk mode textil e.V. (online: 02.03.2017)
Victims. The Dangers of Dress Past and Present
Matthews David, Alison: Fashion Victims. The Dangers of Dress Past and Present. London/New York, Bloomsbury, 2015. 225 S., zahlr. farb. Abb. ISBN 978-1-8452-0449-5
Fashion victims, Menschen, die an jedem Modewandel aus Überzeugung oder teils unfreiwillig partizipieren, die sich Modedesigner*innen unterwerfen oder ihren eigenen leidenschaftlichen Vorstellungen von ,Mode‘ exzessiv frönen und deren Bekleidungsaufwand überpropor-tional ist, stehen nicht im Mittelpunkt des Buchs von Alison Matthews David. Sie nimmt den Begriff wörtlich und beleuchtet die Gefahren, die von Bekleidung, Schuhen, sonstigen Accessoires sowie Schminke ausgehen, und zeigt in der Hauptsache Beispiele aus Frankreich, England und Nordamerika im 19. Jahrhundert und frühen 20. Jahrhundert. Im Rahmen eines Projekts zu gefährlicher Bekleidung, die sowohl die Hersteller*innen als auch die Träger*innen tödlich bedroht, wirkte die Autorin als Ko-Kuratorin der Ausstellung „Fashion Victims: The Pleasures and Perils of Dress in the 19th Century“ im Bata Shoe Museum Toronto, die noch bis April 2018 zu sehen ist.
Das poetische Diktum, wonach die Mode die Schwester des Todes sei wie es 1827 bei dem Dichter Giacomo Leopardi (1798-1837) zu lesen war, nimmt die Autorin auf und weist darauf hin, dass Konsument*innen und Arbeiter*innen in der Bekleidungsindustrie Sklav*innen, Märtyrer*innen und Opfer von sozialen und ökonomischen Machtverhältnissen seien, wenn Erstere Bekleidung tragen, deren Material eine gesundheitliche Bedrohung darstellt und Letztere dazu gezwungen sind, unter lebensbedrohlichen Bedingungen zu arbeiten. Weiterlesen... Download
Text: © Barbara Schmelzer-Ziringer
Barbara Schmelzer-Ziringer für netzwerk mode textil e.V. (online seit 08. Februar 2018)
FOTOGESCHICHTE. Beiträge zur Geschichte und Ästhetik der Fotografie. Mode und Fotografie
Geiger, Annette (Hg.): FOTOGESCHICHTE. Beiträge zur Geschichte und Ästhetik der Fotografie. Mode und Fotografie. H. 146, Jg. 37, Jonas Verlag 2017. 80 S., zahlr. s/w. Abb. ISSN 0720-5260.
Was macht ein Foto zum ‚Modefoto‘, wann bekommt ein Fotograf das Etikett ‚Modefotograf‘? Diese auf den ersten Blick recht simple Frage ist keine einfache. Denn immer, wenn Menschen abgelichtet werden, ist Modisches im Spiel, sei es die Kleidung, die Accessoires, die Frisur, der Stil. Entscheidend ist der Kontext, in dem die Aufnahme entsteht. In der Modefotografie gibt es keine klaren Zuweisungen, wie beispielsweise in der Akt- oder Porträtfotografie. Es ist an der Zeit, diesen allgegenwärtigen Zweig der Fotografie zwischen Mode, Kunst und Livestyle genauer auszuleuchten. Dieser Aufgabe stellt sich das aktuelle Heft der seit Anfang der 1980er-Jahre erscheinenden wichtigsten deutschsprachigen Fachzeitschrift für Fotogeschichte und -theorie.
Die sechs Aufsätze setzen zeitlich in den 1930er-Jahren an und konzentrieren sich dann auf die Gegenwart. Im Editorial benennt Annette Geiger die Prämissen des Internetzeitalters: rasches Durchklicken, kurze Betrachtungszeit, kleine Digitalbilder und – statt der bisher üblichen Printmedien – neue Veröffentlichungsformate wie Kunstbücher, Coffee Table Books oder Ausstellungskataloge. Zu konstatieren sei ein Paradigmenwechsel. Seit den 1990er-Jahren würden Modefotos nicht mehr vorrangig für Modemagazine produziert, sondern sie seien ein Street- und Livestyle-Phänomen: mal selbstironisch, mal karikierend oder auch selbstreflektiv. Weiterlesen... Download
Text: @ Gundula Wolter
Gundula Wolter für netzwerk mode textil e.V. (online seit 27. Juni 2018)
Pracht der Tracht. Schweizer Trachten in Kunst und Kunstgewerbe
Just, Marcel / Vögele, Christoph (Hrsg.): Die Pracht der Tracht. Schweizer Trachten in Kunst und Kunstgewerbe. Mit Beiträgen von Felix Aeppli, Bernadette Fülscher, Marcel Just, Ursula Karbacher, Barbara Vinken und Christoph Vögele.
Kunstmuseum Solothurn. Zürich: Scheidegger & Spiess 2017. 191 Seiten, 209 farbige und s/w Abb., ISBN: 978-3-85881-562-0
Trachten erleben seit einigen Jahren ein Revival, beim Münchner Oktoberfest, in Designerkollektionen, in Ausstellungen, Zudem gewinnen sie in der Debatte einer neuen Identitätsfindung oder -wahrung mit neuen Heimatministerien und kulturellen Leitbildern einen kulturpolitischen Rahmen. Diese Debatte greift die Ausstellung „Die Pracht der Tracht“ des Kunstmuseums Solothurn (2. September 2017 bis 7. Januar 2018) gewinnbringend aus Schweizer Sicht auf. Ausstellung und Katalog thematisieren Trachten vom 18. Jahrhundert bis heute anhand von Gemälden, Graphiken, Fotos und Filmen mit Trachtendarstellungen – nicht anhand der Trachten selbst – und nehmen diese sowohl als Bildmotiv als auch bildliche Aussageform in den Blick. Der Katalog besteht aus sechs Essays und ganzseitigen Bildfolgen der ausgestellten Werke. Er eröffnet neue Sichtweisen und Analysen zu vorwiegend zwei Themenschwerpunkten: Tracht als Zeichen bzw. Emblem der Nation und einer heilen bäuerlichen Welt sowie die Kommerzialisierung dieses Emblems für Wirtschaft und Tourismus. Weiterlesen... Download
Text: @ Uta-Christiane Bergemann
Uta-Christiane Bergemann für netzwerk mode textil e.V. (online seit 27. Juni 2018)
Fashion Drive. Extreme Mode in der Kunst
Zürcher Kunstgesellschaft / Kunsthaus Zürich (Hg.): Fashion Drive. Extreme Mode in der Kunst. Katalog zur Ausstellung im Kunsthaus Zürich vom 20.04.-15.07.2018. Bielefeld, Kerber, 2018. 288 S., 306 farb. u. 107 s/w Abb. ISBN 978-3-7356-0432.3
Modeausstellungen sind Publikumsmagneten, und auch reine Kunstmuseen möchten von der Strahlkraft der Mode profitieren. Die Modeausstellungen sollen Unterhaltungs- und Konsumbedürfnisse befriedigen und ein breites Publikum anziehen. Gleichzeitig muss ein intellektueller, der Kunstvermittlung dienender Anspruch erkennbar bleiben, wie er von solchen Häusern erwartet werden darf.
Das Kunsthaus Zürich gehört zu den wichtigen Museen der Schweiz und verfügt über Sammlungen bedeutender Werke vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Dazu zählen neben Gemälden und Skulpturen auch grafische Werke und Fotografien. Für die Ausstellung „Fashion Drive. Extreme Mode in der Kunst“ stand ein idealer Grundstock zur Verfügung, denn viele Kunstwerke bilden Menschen mit außergewöhnlicher Kleidung ab, die etwas über die Mode und Exaltiertheiten einer bestimmten Epoche aussagen. Weiterlesen... Download
Text: © Rose Wagner
Rose Wagner für netzwerk mode textil e. V. (online seit 12. Dezember 2018)
Zu Ende gewebt. Textilkunst für die letzte Reise
Baberske, Beate u.a. (Hg.): Zu Ende gewebt. Textilkunst für die letzte Reise, Schriften und Kataloge des Fränkischen Freilandmuseums, Band 80, Verlag Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim, Deiningen 2018, 144 S., 94 farb. Abb., ISBN 978-3-946457-02-2
Zeitgenössische Paramente als Antwort auf spirituelle Fragen in Zusammenhang mit Trauer und Verabschiedung, dies ist die Intention des Bandes zur Ausstellung Zu Ende gewebt im ‘Museum Kirche in Franken‘ Bad Windsheim. Mehrere Artikel im Zusammenhang textiler Sepulkralkultur und ein Katalogteil im Anschluss führen ein in den gegenwärtigen Gebrauch von Paramenten in evangelischen Kirchen.
In seinem Vorwort verweist Mathias Hartmann auf eine Interpretation der Paramentik als Ausdruck der Leiblichkeit der Kirche. Damit ist ein Brückenschlag zur Bekleidungsmetaphorik des Textilen gefunden. Dies wird beispielsweise deutlich an künstlerischen Artefakten wie den mit Filz ummantelten Bestattungsurnen. Diese textilen Hüllen für ansonsten zu glatt und kalt empfundene Oberflächen stellen in gewisser Weise die letzte Möglichkeit dar, menschliche Wärme und Zuneigung zum Verstorbenen auszudrücken. Weiterlesen... Download
Text: @ Monika Keller
Monika Keller für netzwerk mode textil e.V. (online seit 12. Dezember 2018)