Berichte von Ausstellungen

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Altlust – 1000 Jahre Nachnutzung im Dom zu Brandenburg

Brandenburg an der Havel (D) > 05.05.-31.10.2017

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Im bunten Reigen der Veranstaltungen zum 500jährigen Reformationsjubiläum sticht eine sehenswerte Ausstellung des Dommuseums Brandenburg hervor. Sie fragt danach, was mit den Objekten und Materialien im Dom passierte, die im Laufe der Zeit in ihrem Ursprungszusammenhang nicht mehr benötigt wurden oder nicht mehr erwünscht waren und was nach der Reformation mit den Dingen geschah, die aus der Zeit vor der Glaubensspaltung stammten.
Es geht um unterschiedliche Aspekte von Wiederverwertung und Weiterverwendung beim Bau des Brandenburger Doms und seiner Innenausstattung, bei den sakralen Kunstwerken und liturgischen Textilien. Die Macher der Ausstellung fanden dafür den treffenden, wenn auch altbackenen Begriff der Nachnutzung.
Seit seiner Grundsteinlegung im Jahr 1165 wurde am Brandenburger Dom ständig gebaut und umgebaut. Um Ressourcen zu schonen, Kosten zu sparen und den Arbeitsaufwand so gering wie möglich zu halten, fand ein alter Grabstein Weiterverwendung als Türschwelle und Kapitelle und Gesimse wurden an anderer Stelle wieder eingebaut. Weiterlesen... Download

Text: © Rose Wagner
Bilder: © Rose Wagner
Rose Wagner für netzwerk mode textil e. V. (online: 15. Oktober 2017)

 

SIDENVÄVERI MUSEUM – Seidenmanufaktur K.A. Almgren, Stockholm. "A Working Museum"

Stockholm (S) > Dauerausstellung

 Seidenweberei Stockholm

Versteckt in einem der lebens- und liebenswertesten Viertel von Stockholm liegt die einzige noch aktive Seidenweberei Nordeuropas. Zusammen mit meinem Mann habe ich diesen besonderen Ort im Sommer 2017 besucht.
Über zwei Stockwerke erhielten wir Einblicke in die Seidenfabrik, die zurückgeht auf Knut August Almgren (1806-1884). Als 16jähriger hatte Almgren in Lyon/Frankreich das Seidenweberhandwerk gelernt und als „Industriespion“ verbotenerweise Teile eines Jaquardwebstuhls nach Schweden ausgeführt. Seine Fabrik in Stockholm hat er Mitte des 19. Jahrhunderts nach französischem Vorbild errichtet.
Aktiv ist die Manufaktur heute noch in der Hinsicht, dass eine einzige Weberin an den vorhandenen Jaquardwebstühlen arbeitet. Sie ist für die Herstellung und Erneuerung von königlichen Seiden und Auftragsarbeiten zuständig und ebenso für die Erklärung der Webstühle und die Beantwortung von neugierigen Besucherfragen.
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Text und Bild: © Berit Mohr
Berit Mohr für netzwerk mode textil e. V. (online: 09. September 2017)

 

Verhüllung. Ausstellung des Oberstufenzentrums Bekleidung und Mode, Berlin.

Berlin (D) > 01.06.2017 - 31.08.2017

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Im Rahmen der viel beachteten Ausstellung "Cherchez la Femme - Perücke, Burka, Ordenstracht" im Jüdischen Museum zu Berlin wird in der W. Blumenthal Akademie - vis à vis des Museums - eine glei-chermaßen sehenswerte kleine Sonderausstellung gezeigt. Zu sehen sind Arbeiten von Schülerinnen und Schülern des Berliner OSZ Bekleidung und Mode zum Thema "Verhüllung", die konzeptionell überzeugend und verblüffend eigenständig sind. Mittels Kleidung bzw. Bekleidungselementen visualisieren die Auszubildenden ihre Gedanken und Empfindungen und dies, nicht zuletzt aufgrund unterschiedlicher Religionszugehörigkeiten, in überraschender Vielfalt. Initiiert und begleitet wurde das Projekt von dem Kleiderkünstler und Kurator Stephan Hann, der Interessierte vom netzwerk mode textil e.V. am 25. Juli mit großem Engagement durch die Ausstellung führte.
Betritt man den "Garten der Diaspora", fällt der Blick sogleich auf eine Frau in transparenter Burka, durch die ein mit roter Schrift bemalter Körper durchscheint. Was für eine Provokation! Es ist die Arbeit von Ajlan Polat mit dem Titel "Dieselbe Haut", die damit unsere Voreingenommenheit entlarven will. "Ich möchte mit meiner transparenten Burka darauf hinweisen", schreibt sie, " dass sich unter diesem Kleidungsstück, wie auch unter jedem anderen, ein Mensch befindet." Auf eine Frau in Burka würden viele verschiedene Bilder projiziert, doch alle sähen nur das, was sie sehen wollten: Die unfreie Frau, die geheimnisvolle Frau, die Terroristin. Tatsächlich aber hätten alle Frauen "nur eine Haut" und diese sei "nicht die Burka".
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Text: © Gundula Wolter
Bilder: © Gundula Wolter
Gundula Wolter für netzwerk mode textil e. V. (online: 20. August 2017)

 

Taschenmuseum Hendrikje: Taschengeschichten

Amsterdam (NL) > Sammlung

Tasche
Sigrid Ivo ist die Direktorin des Taschenmuseums Hendrikje in Amsterdam. Ich kenne niemanden, der so kenntnisreich und begeistert über Taschen sprechen kann, wie sie.
Das Taschenmuseum ist im Zentrum der Stadt in einem stilvoll renovierten Grachtenhaus aus dem 17. Jahrhundert untergebracht.
Wir treffen uns im Museumscafé mit Blick auf den Barockgarten, und Sigrid Ivo erzählt Anekdotisches und Verbürgtes über die Taschen, die ihr besonders am Herzen liegen.
Das Museum ging aus der umfangreichen Privatsammlung ihrer Eltern, den Antiquitätenhändlern Hendrikje und Heinz Ivo, hervor. Es ist das einzige Spezialmuseum seiner Art in Europa und verfügt mit rund 5000 Handtaschen, Beuteln, Geldbörsen, Schulranzen und Koffern über die weltweit größte Sammlung dieser Accessoires. Weiterlesen... Download

Text: © Rose Wagner
Fotos: © Taschenmuseum Hendrikje Amsterdam / LODB-Ivo sowie Rose Wagner
Rose Wagner für netzwerk mode textil e. V. (online: 12. Januar 2017)

 

Schuhmuseum Weißenfels

Schloss Neu-Augustusburg, Weißenfels (D) > Dauerausstellung

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Von der Schuhindustrie der DDR ist außer Erinnerungen, Industrie-Ruinen und einer Ausstellung nicht viel geblieben. Diese Ausstellung wurde 1985 im Schloss Neu-Augustusburg in Weißenfels bei Leipzig eröffnet und blieb bis heute im Wesentlichen unverändert – und gerade das macht sie sehenswert.
Die Schuhausstellung ist Teil des städtischen Museums, das 1964 im Westflügel des Schlosses untergebracht wurde und von 1969 bis 1990 als Schuhmuseum der DDR fungierte. Heute beherbergt das Museum eine Ausstellung zur Stadtgeschichte und zum Herzogtum Sachsen Weißenfels sowie eine der bedeutendsten Schuhsammlungen Deutschlands, wie es in einer Broschüre des Fremdenverkehrsvereins heißt. In Besucherzahlen schlägt sich das allerdings nicht nieder. Die Ausstellung ist weniger Modepräsentation denn Lehrstunde in Marxismus-Leninismus am Beispiel von Schuhen und verströmt den Charme einer Leistungsschau der Leichtindustrie. Weiterlesen... Download

Text: © Rose Wagner
Bilder: © Museum Weißenfels, Museum Digital Sachsen-Anhalt, soweit nicht anders angegeben
Rose Wagner für netzwerk mode textil e. V. (online: 16. September 2016)

 

Gretchen mag's mondän – Damenmode der 1930er Jahre

Münchner Stadtmuseum, München > 25.09.2015 - 29.05.2016

Mode trotz unruhiger Zeiten
Mode ist nicht das Erste, woran Menschen denken, wenn von den dreißiger Jahren die Rede ist. In Deutschland steht diese Dekade selten im Mittelpunkt von Modeausstellungen. Das Münchner Stadtmuseum wagt sich jetzt daran und zeigt rund 130 Kleidungsstücke und 400 Accessoires – ausschließlich Damenmode – aus der Zeit zwischen 1929 bis 1940. Herrenmode wurde von vornherein nicht in Betracht gezogen, denn der deutsche Mann trug in dem 1930er Jahren idealerweise Uniform. Weiterlesen... Download

Text: © Rose Wagner
Bilder: © Münchner Stadtmuseum und Rose Wagner
Rose Wagner für netzwerk mode textil e. V. (online: 28. März 2016)

 

La Mode retrouvée – Les robes trésors de la comtesse Greffulhe

Palais Galliera, Musée de la Mode de la Ville de Paris, Paris (F) > 07.11.2015 - 20.03. 2016

Erstmals zeigt das Pariser Modemuseum Palais Galliera die Garderobe der Gräfin Élisabeth Greffuhle (1860-1952), die selbst in der mondänen Pariser Gesellschaft des Fin de Siècle nicht ihresgleichen hatte. Unsterblich wurde Gräfin Greffuhle als Herzogin von Guermantes in Marcel Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit.
Proust (1871-1922) hatte ein Faible für Mode und beschrieb in Gesellschaftsskizzen für Zeitungen wie Le Figaro die Garderobe von Damen der Oberschicht. Er bewunderte Gräfin Greffuhle wegen ihrer Schönheit und des Raffinements ihrer Garderobe. Sie inspirierte ihn zur Figur der Herzogin von Guermantes, deren Kleidung dem Icherzähler des Romans wie eine farbig schillernde Materialisierung ihres inneren Lebens vorkommt. Noch kurz vor seinem Tod bat er Gräfin Greffuhle um die Photographie, auf der sie im Lilienkleid von Worth posiert. Diese Robe aus schwarzer Seide mit aufwendigen Blüten-Applikationen ist in der Ausstellung zu bewundern, allerdings mit verändertem Dekolleté, denn Gräfin Greffuhle ließ – wie nicht wenige ihrer Zeitgenossinnen – ihre kostspieligen Kleider der jeweils neuen Mode entsprechend umarbeiten. Weiterlesen... Download

Text: © Rose Wagner
Rose Wagner für netzwerk mode textil e.V. (online: 10. März 2016)

 

Auf nackter Haut – Leib. Wäsche. Träume

Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Stuttgart > 22.05.2015 - 31.01.2016

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Der Zuschnitt der Unterwäsche ist Ausdruck einer zeittypischen Körpersprache (Paula Lutum-Lenger). So lautet die zentrale These einer Ausstellung zur Kulturgeschichte der Wäsche im Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Stuttgart, deren Grundlage das Produktarchiv des Wäscheherstellers Schiesser bildet. Es wurde dem Museum im Jahr 2010 als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Komplettiert wird die Ausstellung durch Stücke aus dem Archiv von Benger - dem zweiten geschichtsträchtigen Textilunternehmen der Region. Die Namen Schiesser und Benger stehen für die Blütezeit der südwestdeutschen Textilindustrie.
Mehr als 400 Exponate umspannen den Zeitraum vom letzten Drittel des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Die Textilien und historischen Werbemittel sind in fünf chronologisch organisierten Einheiten nach Art von Schaufensterauslagen dekoriert. Auf Monitoren laufen Ausschnitte aus Filmen, die das zeittypische Wäsche- und Körperideal besonders deutlich machen. Weiterlesen... Download

Text: © Rose Wagner
Bilder: © HdGBW und Rose Wagner, 1 Ausstellungsplakat mit Slip Sven, Feinripp, Schiesser, um 1965. Foto © HdGBW / Noshe
Rose Wagner für netzwerk mode textil e. V. (online: 25. November 2015)

 

Stoff für Geschichte(n) – Das Hemd ohne Naht

Steinhuder Museen. Fischer- und Webermuseum | Spielzeugmuseum, Steinhude > 27.8.2015 - 29.11.2015

Sonderausstellung um ein ganz besonderes Objekt der Textilgeschichte.
Dje Kriegsknechte aber
da sie Jhesum gecreutziget hatten
namen sie seine Kleider
vnd machten vier Teile
einem jglichen Kriegsknechte ein teil
da zu auch den Rock. Der Rock aber war vngenehet
von oben an gewircket
durch vnd durch.
                                                                        Joh. 19.23 ( Übers. nach Lutherbibel 1545)

Tell her to make me a cambric shirt,
Parsley, sage, rosemary and thyme,
Without no seam nor fine needlework,
And then she'll be a true love of mine.
                                                                        Zweite Strophe von Scarborough Fair, Englische Ballade, 16. Jahrhundert

Die Bibel sowie ein englisches Volkslied sind wohl die bekanntesten Quellen, in denen von einem nahtlosen Hemd berichtet wird. In beiden Fällen wird die Besonderheit eines solchen Kleidungsstückes betont - in der Bibel wurde es als würdig für Gottes Sohn erwähnt - im Lied als eine unlösbare Aufgabe für Liebende. Doch hat man je von einem tatsächlich existierenden Hemd ohne Naht gehört? In Norddeutschland gibt es eines, und diesem wurde im Herbst 2015 eine Sonderausstellung gewidmet. Weiterlesen... Download

Text: © Sandra Kilb
Sandra Kilb für netzwerk mode textil e.V. (online: 25. November 2015)

 

Busy Girl: Barbie macht Karriere

Aurich (D) > 28.09.2013-01.04.2014

Barbie mehrdimensional
Barbie ist wahrscheinlich die am meisten verkaufte Puppe der Welt. Kleine Mädchen spielen mit ihr, Modeinteressierte sammeln sie, anderen dient sie als Blitzableiter. Als im Mai 2013 der Spielzeugkonzern Mattel in Berlin die Wanderausstellung „Barbie Dreamhouse“ mit 2500 Quadratmetern Verkaufs- und Aktionsfläche eröffnete, hagelte es Proteste. Sogar eine „Occupy-Barbie“-Kampagne wurde ins Leben gerufen.

In die Demonstration gegen die Dreamhouse-Ausstellung reihten sich linke Jugendorganisationen und einige Dutzend farbenfroh gekleideter Menschen ein. Viel Cross-Dressing und Pink waren zu sehen. Die Barbie-Ausstellung lieferte den Anlass, ganz allgemein ein Ende struktureller Benachteiligungen von Frauen sowie ein Verbot sexistischer Werbung zu fordern, und mit Rollenklischees soll auch Schluss sein. Letzteres forderte vor allem die Initiative „Pink Stinks“, die sich gegen die Zuweisung limitierender Geschlechterrollen durch Spielzeug wendet. Weiterlesen... Download

Text: © Rose Wagner
Rose Wagner für netzwerk mode textil e.V. (online: 09. Oktober 2013)

Veranstalter/ Ort
Historisches Museum Aurich