Rezensionen
Auf unserer Website veröffentlichen wir Buchrezensionen, geschrieben von unseren Mitgliedern.
Wer eine Rezension veröffentlichen möchte, wende sich bitte an Anno Stockem >, der diesen Bereich betreut und gerne eine Schreibanleitung für die formale Gestaltung zusendet.
Das Copyright für die Online-Rezensionen für netzwerk mode textil e. V. liegt bei den Autor*innen, die auch den Inhalt ihrer Texte verantworten. Die Online-Redaktion > trägt mit der Veröffentlichung zur freien Meinungsbildung bei, ohne sich den Meinungen der Verfasser*innen anzuschließen. Dies gilt auch für Verlinkungen auf Rezensionen, die nmt-Mitglieder an anderer Stelle veröffentlichten.
Wenn Sie eine auf der Internetseite von netzwerk mode textil e.V. publizierte Buchbesprechung zitieren möchten, bitten wir um folgende Angaben:
- Nennung des Autors/ der Autorin (Rezension von xxx)
- Titel des Beitrags (Name: Titel. Ort, Jahr)
- Die genaue Online-Adresse (URL)
- Das Datum Ihres Besuches
- Bild des Buchtitels
Selber machen. Diskurse und Praktiken des „Do it yourself“
Langreiter, Nikola; Löffler, Klara (Hg.): Selber machen. Diskurse und Praktiken des „Do it yourself“. Bielefeld, Transcript, 2017. 352 S., zahlr. s/w Abb.
ISBN 978-3-8376-3350-4
Mach es selbst! – Dieser zeitgeistige Imperativ wird von den Autor*innen der Publikation „Selber machen“ sowohl aus historischer, gesellschaftlicher, emanzipatorischer, marktwirtschaftlicher und ästhetischer Perspektive hinterfragt. Die Themenfelder sind gleichsam heterogen, so reicht das Spektrum sowohl vom Textilen, über Holzverarbeitung zum Programmieren als auch vom Handarbeiten über das Heimwerken zum Maker Movement und Urban Farming. Die Aufsatzsammlung basiert auf den Beiträgen zur Tagung „Do it! Yourself? Fragen zu (Forschungs-)Praktiken des Selbermachens“ (Institut für Europäische Ethnologie, Universität Wien, 2015) und wurde noch um weitere Texte ergänzt.
Nach einer kurzen Einführung der Herausgeberinnen folgen zwei historische Inblicknahmen: Reinhild Kreis beschreibt das Pädagogische eines sinnstiftenden Konzepts effektiver Zeitnutzung anhand produktiver Techniken des Bastelns, und Jonathan Voges zeigt anhand zahlreicher medialer Beispiele auf, wie das Heimwerken in den 1960er-Jahren zur moralisierenden Disziplinierungsstrategie avancierte. Beide Autor*innen machen einführend deutlich, dass eine kritische Betrachtung des Phänomens immer auch seine disziplinierenden und instrumentalisierenden Aspekte mitdenken sollte. Weiterlesen... Download
Text: © Dagmar Venohr
Dagmar Venohr für netzwerk mode textil e.V. (online seit 15.Dezember 2017)
Mode Design Theorie
Schmelzer-Ziringer, Barbara: Mode Design Theorie. Wien u. a., Böhlau Verlag, 2015, 288 S., 21 s/w-Abb. ISBN: 978-3-8252-4403-3
„Der Leib – und alles, was den Leib berührt – ist der Ort der Herkunft: am Leib findet man das Stigma der vergangenen Ereignisse, aus ihm erwachsen auch die Begierden, die Ohnmachten und die Irrtümer; am Leib finden die Ereignisse ihre Einheit und ihren Ausdruck, in ihm entzweien sie sich aber auch und tragen ihre unaufhörlichen Konflikte aus.“ (S. 5)
Dieses Zitat aus der Arbeit Michel Foucaults – „Nietzsche, die Genealogie, die Historie“–, mit dem Barbara Schmelzer-Ziringer ihr Buch „Mode Design Theorie“ einleitet, ist in vieler Hinsicht für das Vorhaben der Autorin programmatisch. Schmelzer-Ziringer bekennt sich damit zu einem, dem Poststrukturalismus entlehnten, diskursanalytischen Ansatz. Im vorliegenden Buch wird dem folgend keine Historie der Mode erzählt, sondern die Systeme der Mode, ihre Akteure, Strukturen und Themen, als änderbares Gefüge dargestellt. Sollte die Wahrheit, wie Michel Foucault meinte, ein historischer Irrtum sein, dann wäre die Suche nach ihr es ebenso. Anstelle der Suche nach einer Wahrheit aber, entsteht aus einer Untersuchung der Strukturen der Macht ein Wissen, über das es zu verhandeln gilt, und innerhalb dessen Meinungsdivergenzen vorkommen und ausgetragen werden. Dieser Denkschule folgend, ist das Ziel des Buches eine Problematisierung der strukturellen Machtverhältnisse, die Mode und Design einerseits prägen, und durch welche, diese wiederum prägenden Einfluss auf soziale, ökonomische, geschlechtliche, kulturelle und politische Bedingungen nehmen.
Weiterlesen... Download
Text: © Alice Goudsmit
Alice Goudsmit für netzwerk mode textil e. V. (online: 27. 11.2017)
Verstrickungen. Kulturanthropologische Perspektiven auf Stricken und Handarbeit
Arantes, Lydia Maria: Verstrickungen. Kulturanthropologische Perspektiven auf Stricken und Handarbeit. Berlin, Panama-Verlag 2017, 350 S., 24 farbige Abb., 3 s/w-Abb., ISBN: 978-3-938714-55-3
Ein großer Teil dieser anthropologischen Studie „Verstrickungen“ beschäftigt sich mit dem Fach der Kulturanthropologie selbst, seinen Richtungen, seiner in den letzten Jahrzehnten statt gefundenen Neuorientierung sowie der damit einhergehenden Neudefinierung und Umbenennung des Faches aus dem Blickwinkel einer Wissenschaftlerin und Strickerin.
Ihr anfängliches Dilemma war es, so die Autorin, selbst Strickerin zu sein. Dies baute sie jedoch zu ihrer Stärke aus. Zur Auflösung des Dilemmas nutzt Arantes neben den im Fach gängigen Methoden, zusätzlich Strategien aus der Psychologie. Damit eröffnete sie das Feld auch für pädagogische Blickweisen, die sie gern tiefgehender bearbeitet sehen möchte, sowie für therapeutische Ebenen des Themas. Etwa indem die Autorin die These, dass Handwerken, hier Stricken, die Kluft zwischen Innen- und Außenwelt zu überbrücken vermag, vertieft oder Bezug nimmt auf das sogenannte Haut-Ich (nach D. Anzieu 1929-1999). Gemeint ist damit, die auf der Haut zu spürende Berührung der Wolle beim Arbeiten und das gleichzeitige Berührt werden vom entstehenden Produkt. Die Problematik, das Thema Stricken und Stricker*innen überhaupt wissenschaftlich anerkannt zu bekommen (in der Forschung liegt meist der fertige Gegenstand im Fokus) löste Arantes durch klare Anwendung und Erläuterung wissenschaftlicher Methoden wie der Ethnopsychologie, der anthropologie des techniques nach M. Mauss (1872-1950) und A. Leroi-Gourhan (1911-1986) und den material culture studies, sowie mit der Beschäftigung mit der Writing Cultur-Debatte der 1980er Jahre.
Weiterlesen... Download
Text: © Evelyn Schweynoch
Evelyn Schweynoch für netzwerk mode textil e.V. (online seit 12.11.2017)
Moden.
Gomringer, Nora: Moden. Dresden und Leipzig, Verlag Voland & Quist. Mit Illustrationen von Reimar Limmer. 64 Seiten, zahlreiche farb. Abb., 1 CD.
ISBN: 978-3-86391-169-0
Nora Gomringer – Jahrgang 1980 – gehört zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Lyrikerinnen und ist mit etlichen Literaturpreisen ausgezeichnet worden. „Moden“ ist ihr achter Lyrikband und zugleich die Vollendung einer „Trilogie der Oberflächen und Unsichtbarkeiten". In den 25 Gedichten des schmalen Bändchens geht es um das, was uns kleidet und was dahinter steckt und um Sehnsüchte und Abgründe.
Die Gedichte Nora Gomringers sind wegen ihrer Fülle an intertextuellen Bezügen – explizit markiert oder implizit und versteckt – äußerst voraussetzungsvoll. Die verschiedenen Bedeutungsebenen sind manchmal nur durch die Kenntnis der Populärkultur zu entschlüsseln, nicht allein durch bildungsbürgerliches Wissen. Die spezifische Vielschichtigkeit und Vielstimmigkeit dieser Lyrik kann für die Rezipienten Reiz und Ansporn sein oder eine Hürde bilden, deren Überwindung Anstrengung kostet oder die gar unmöglich ist, weil die popkulturellen Referenzen nicht in jedem Fall enträtselt werden können. Doch allein schon die kunstvolle Komposition der Gedichte und ihre reiche Bildlichkeit machen sie zu etwas Besonderem.
Weiterlesen... Download
Text: © Rose Wagner
Rose Wagner für netzwerk mode textil e. V. (online: 02.11.2017)
Anna webt Reformation. Ein Bildteppich und seine Geschichten.
Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, hrsg. von Dagmar Neuland-Kitzerow, Christine Binroth und Salwa Joram. Schriftenreihe Museum Europäischer Kulturen, Bd. 20, Husum 2017. 126 S., zahlreiche, meist farb. Abb. ISBN 978-3-86530-230-4.
Der Titel ist klug gewählt und macht neugierig: Wer ist Anna? Wie webt man Reformation? Im Zentrum der Ausstellung und des Begleitkatalogs steht ein faszinierender, höchst facettenreicher Bildteppich von 1667. Auf einer Länge von 3,50 m und einer Höhe von 0,55 m sind zahlreiche biblischen Szenen auf hohem künstlerisch-handwerklichen Niveau dargestellt. In neun Textbeiträgen erfahren wir hochinteressante Details über das Werk, das sich seit 1971 im Besitz des Museums für deutsche Volkskunde, dem heutigen Museum Europäischer Kulturen (MEK), befindet.
Im ersten Beitrag wird der Originaltext von Justus Kutschmann von 1988, auf dem alle weiteren Forschungen basieren, in neu aufbereitete Form präsentiert. Informiert wird über Erwerb, Restaurierung, Herkunft, ebenso werden – sehr präzise – die gewebten Bilder aus dem Leben Christi beschrieben. Das fünfteilige Objekt wurde vermutlich anlässlich des 150-jährigen Reformationsjubiläums anfertigt und trägt die Signatur Anna Bumps aus Kleve. Auf die Inhalte bezogene Bildzitate aus Luthers Bibelausgabe von 1545 umrahmen die Bildfelder. Weiterlesen... Download
Text: © Gundula Wolter
Gundula Wolter für netzwerk mode textil e.V. (online: 19.08.2017)
Footwear – Shoes and Boots from the Hopkins Collection.
Hopkins, Vanessa (Text) / Hopkins, Alan (Fotografie): Footwear – Shoes and Boots from the Hopkins Collection. Herausgegeben von Jenny Tiramani.
London: The School of Historical Dress 2015, 216 S., zahlreiche meist farbige Abbildungen. ISBN 978-0-9931744-07
Im Jahr 2009 wurde in London The School of Historical Dress gegründet, eine Institution, die sich der Erforschung historischer Kleidung vor allem auf Grundlage von erhaltenen Artefakten und Dokumen-ten widmet. Wichtige Basis dafür bilden das im Besitz der Schule befindliche Janet Arnold Archive aus dem Nachlass der namhaften englischen Kleidungshistorikerin sowie die affilierte Hopkins Collection mit ihrem reichen Sammlungsbestand an historischer Kleidung und Accessoires. Als Schirmherrin der Schule fungiert Vivienne Westwood, die der hier vorliegenden Publikation ein kurzes Vorwort gewidmet hat.
In diesem reich bebilderten Band präsentieren Vanessa und Alan Hopkins einen bedeutenden Teilbestand ihrer großen Kostümsammlung erstmals einer breiteren Öffentlichkeit. Dabei handelt es sich um rund zweihundert (Paar) Schuhe, daneben diverses Zubehör wie Gamaschen, Schuhspanner, Schuhlöffel, Stiefelknöpfer, Schmuckabsätze aus den 1920er Jahren und weiteres Bric-à-brac mit Bezug zum Thema. Weiterlesen... Download
Text: © Birgit Haase
Birgit Haase für netzwerk mode textil e.V. (online seit 19.08.2017)
Costume & Fashion
Du Mortier, Bianca M. (u. a.): Costume & Fashion.
Amsterdam, Rijksmuseum, 2016. 523 Seiten, durchgehend farb, Abb.,
ISBN: 978-94-62083-39-4
Welch ein Genuss, diese gelungene Publikation aus dem Rijksmuseum in Amsterdam in den Händen zu halten! Das Buch, reich illustriert und durchgängig mit englischem Text, bietet auf über 320 Seiten einen breiten Überblick zu dieser exquisiten Kleidungs- und Modesammlung. 80 ausgewählte Objekte männlicher und weiblicher Oberkleidung vom 17. Jahrhundert bis in die 1960er-Jahre werden von der Sammlungsleiterin Bianca M. du Mortier und ihrem Team als komplexe Kleidergeschichten vorgestellt.
Die kenntnisreiche, zugleich knapp gehaltene Einleitung führt in die Entstehung der Kostümsammlung des Rijksmuseums ein. Bereits in den 1850er-Jahren fanden in den Niederlanden einige von Vereinen organisierte „Altertums-Ausstellungen“ statt, in denen auch Kleidung und Accessoires zumeist aus niederländischem Privatbesitz gezeigt wurden. Ab 1875 wurde dann im neu gegründeten Nederlandsch Museum voor Geschiedenis en Kunst in Den Haag, das 1885 im Amsterdamer Rijksmuseum aufging, systematisch historische Kleidung und Tracht gesammelt. Du Mortier stellt die wechselnden Auffassungen zur Kleidungspräsentation im Museum vor und bezieht ihre eigene kuratorische Arbeit insbesondere auf die Leistungen von Johanna Henriette (Jo) der Kinderen née Bésuier, die in den 1920er-Jahren die Grundlagen für eine historisch verlässliche Kleidungspräsentation mit passgenauen Figurinen schuf. Weiterlesen... Download
Text: © Adelheid Rasche
Adelheid Rasche für netzwerk mode textil e.V. (online: 01.04.2017)
Tracht im Blick. Die Oberpfalz packt aus
Appl, Tobias/Wax, Johann (Hrsg.): Tracht im Blick. Die Oberpfalz packt aus. Verlag Friedrich Pustet, 2016, Regensburg (Beiträge zur Geschichte und Kultur der Oberpfalz. Hrsg. v. d. Kultur- und Heimatpflege des Bezirks Oberpfalz, Bd. 1). 288 S., zahlreiche S/W- und Farbabb., ISBN: 978-3-7917-2794-3
Tracht ist im Zeichen der erstarkenden Nationalismen wieder in Mode. Entsprechend mehren sich in den vergangenen Jahren das Interesse und die Publikationen zu diesem Thema. Die Diskussion um Tracht in ihrer historischen Dimension greift auch der Sammelband Tracht im Blick am Beispiel der Oberpfalz auf, der als Gemeinschaftspublikation zu einem groß angelegten Ausstellungsprojekt von neun oberpfälzer Museen erschien, begleitet von der Kultur- und Heimatpflege des Bezirks Oberpfalz sowie dem Kulturreferat der Stadt Cham. Sowohl die Ausstellungen als auch die verschiedenen Aufsatzthemen der Publikation stellen eine facettenreiche Sammlung verschiedenster Aspekte zum Thema ‚Tracht‘, Trachtenforschung und Brauchtum am Beispiel oberpfälzer Quellen vom 19. Jahrhundert bis heute dar. Es ist ein teils heterogenes, insgesamt aber umfassendes und im Ganzen gelungenes Projekt, das einen wichtigen Beitrag zu einem heute wieder aktuellen Thema leistet. Weiterlesen... Download
Text: © Uta-Christiane Bergemann
Uta-Christiane Bergemann für netzwerk mode textil e.V. (online: 02.03.2017)
Victims. The Dangers of Dress Past and Present
Matthews David, Alison: Fashion Victims. The Dangers of Dress Past and Present. London/New York, Bloomsbury, 2015. 225 S., zahlr. farb. Abb. ISBN 978-1-8452-0449-5
Fashion victims, Menschen, die an jedem Modewandel aus Überzeugung oder teils unfreiwillig partizipieren, die sich Modedesigner*innen unterwerfen oder ihren eigenen leidenschaftlichen Vorstellungen von ,Mode‘ exzessiv frönen und deren Bekleidungsaufwand überpropor-tional ist, stehen nicht im Mittelpunkt des Buchs von Alison Matthews David. Sie nimmt den Begriff wörtlich und beleuchtet die Gefahren, die von Bekleidung, Schuhen, sonstigen Accessoires sowie Schminke ausgehen, und zeigt in der Hauptsache Beispiele aus Frankreich, England und Nordamerika im 19. Jahrhundert und frühen 20. Jahrhundert. Im Rahmen eines Projekts zu gefährlicher Bekleidung, die sowohl die Hersteller*innen als auch die Träger*innen tödlich bedroht, wirkte die Autorin als Ko-Kuratorin der Ausstellung „Fashion Victims: The Pleasures and Perils of Dress in the 19th Century“ im Bata Shoe Museum Toronto, die noch bis April 2018 zu sehen ist.
Das poetische Diktum, wonach die Mode die Schwester des Todes sei wie es 1827 bei dem Dichter Giacomo Leopardi (1798-1837) zu lesen war, nimmt die Autorin auf und weist darauf hin, dass Konsument*innen und Arbeiter*innen in der Bekleidungsindustrie Sklav*innen, Märtyrer*innen und Opfer von sozialen und ökonomischen Machtverhältnissen seien, wenn Erstere Bekleidung tragen, deren Material eine gesundheitliche Bedrohung darstellt und Letztere dazu gezwungen sind, unter lebensbedrohlichen Bedingungen zu arbeiten. Weiterlesen... Download
Text: © Barbara Schmelzer-Ziringer
Barbara Schmelzer-Ziringer für netzwerk mode textil e.V. (online seit 08. Februar 2018)
FOTOGESCHICHTE. Beiträge zur Geschichte und Ästhetik der Fotografie. Mode und Fotografie
Geiger, Annette (Hg.): FOTOGESCHICHTE. Beiträge zur Geschichte und Ästhetik der Fotografie. Mode und Fotografie. H. 146, Jg. 37, Jonas Verlag 2017. 80 S., zahlr. s/w. Abb. ISSN 0720-5260.
Was macht ein Foto zum ‚Modefoto‘, wann bekommt ein Fotograf das Etikett ‚Modefotograf‘? Diese auf den ersten Blick recht simple Frage ist keine einfache. Denn immer, wenn Menschen abgelichtet werden, ist Modisches im Spiel, sei es die Kleidung, die Accessoires, die Frisur, der Stil. Entscheidend ist der Kontext, in dem die Aufnahme entsteht. In der Modefotografie gibt es keine klaren Zuweisungen, wie beispielsweise in der Akt- oder Porträtfotografie. Es ist an der Zeit, diesen allgegenwärtigen Zweig der Fotografie zwischen Mode, Kunst und Livestyle genauer auszuleuchten. Dieser Aufgabe stellt sich das aktuelle Heft der seit Anfang der 1980er-Jahre erscheinenden wichtigsten deutschsprachigen Fachzeitschrift für Fotogeschichte und -theorie.
Die sechs Aufsätze setzen zeitlich in den 1930er-Jahren an und konzentrieren sich dann auf die Gegenwart. Im Editorial benennt Annette Geiger die Prämissen des Internetzeitalters: rasches Durchklicken, kurze Betrachtungszeit, kleine Digitalbilder und – statt der bisher üblichen Printmedien – neue Veröffentlichungsformate wie Kunstbücher, Coffee Table Books oder Ausstellungskataloge. Zu konstatieren sei ein Paradigmenwechsel. Seit den 1990er-Jahren würden Modefotos nicht mehr vorrangig für Modemagazine produziert, sondern sie seien ein Street- und Livestyle-Phänomen: mal selbstironisch, mal karikierend oder auch selbstreflektiv. Weiterlesen... Download
Text: @ Gundula Wolter
Gundula Wolter für netzwerk mode textil e.V. (online seit 27. Juni 2018)